E 2/2  Nr. 5666 genannt "Chnurrli"

Im April 1907 erreichte die bei Krauss & Comp. in München gebaute Nassdampfzweizylinderlok in eigener Kraft Rheinfelden. Die Lok mit der Fabriknummer 5666 diente auf der 1889 eröffneten Werkbahn der Zufuhr von leeren Bierwagen, Braumalz und Kohlen. Die Feinverteilung der Wagen auf dem Brauereiareal wurde anfänglich mit Pferden und später mit Seilwinden abgewickelt.

 

Zur Abfuhr der beladenen Bierwagen zum Bahnhof war die Dampflok für die Talfahrten mit einer Gegendruckbremse nach System Riggenbach ausgerüstet, was für eine Werklokomotive eher sehr selten war. In späterer Zeit erfolgte die Abfuhr der vollen Bierwagen normalerweise handgebremst und ohne Lok.

Während 57 Einsatzjahren stand die Lok jeweils werktags im Einsatz. Bei Ausfällen oder während Instandhaltungsarbeiten musste jeweils eine SBB-Lokomotive für die Rangiermanöver beigezogen werden, wie dies vor 1907 üblich war. Als 1965 die von den SBB übernommene E 3/3 8481 „Tigerli“ nach einer Hauptrevision zur Verfügung stand, diente die E 2/2 fortan als Reservelok. Im Jahre 1966 wurde die Lok einer Hauptrevision unterzogen und mit einem neuem Dampfkessel der Firma Henschel & Sohn, Kassel (D) ausgerüstet. 1994 als eine Diesellok den Dienst der E 3/3 übernahm, war die reguläre Einsatzzeit der E 2/2, welche Feldschlösschen intern „Chnurrli“ genannt wird, beendet.

Exakt zum 90. Geburtstag gab es eine kleine Erinnerungsfeier an 90 Jahre Dampfbetrieb im Feldschlösschen. Bei diesem Anlass verliess die Lok die Schienen und wurde zusammen mit einem historischen Bierwagen auf dem Museumsgeleise im Brauereigelände aufgestellt.

Regen, Kälte und Hitze gingen nicht spurlos an der Lok vorbei. Nach 10 Jahren begann sich der äussere Zustand der Lok zusehends zu verschlechtern, handgrosse Farbabblätterungen waren unübersehbar. Der Zustand der eleganten Krauss-Maschine wurde von Jahr zu Jahr schlechter.


Der Jubiläumsanlass „150 Jahre Turgi – Koblenz – Waldshut “ war 2009 ein Fixstern bei Dampflokfreunden. Für diesen Anlass wurde die Idee geboren die E 2/2 vom Feldschlösschen zu reaktivieren. Am 2. Juni 2009 wurde das Feldschlösschen erstmals von den Verantwortlichen des VDZ und DSF angefragt, ob die Lok anfangs Juli für eine Widerinbetriebnahme vom Museumsgeleise genommen werden dürfe, um diese im August an den Feierlichkeiten in Koblenz einzusetzen. Die Verantwortlichen vom Feldschlösschen waren über das Vorhaben nicht nur völlig überrascht, sondern auch erstaunt und teilweise dem Gelingen des Projektes eher skeptisch gegenübergestellt. Mitgliedern des VDZ gelang es aber innert nützlicher Frist, die Verantwortlichen von Ihrem Vorhaben zu überzeugen und nur wenige Wochen später war man sich handelseinig: Die Feldschlösschen Getränke AG übernahm die Kosten für die Autokranen, der Verein Dampfgruppe Zürich jene der Instandstellung und die DSF die Überführung der Lok nach Brugg. Noch im Juni fand vor Ort eine Besichtigung durch den Kesselinspektor statt, welcher die Machbarkeit in den wesentlichen Punkten überprüfte. Bereits am 6. Juli wurde die Lok mit Hilfe von zwei Autokranen auf das Werksgeleise überstellt. Noch am gleichen Abend wurde die Lok mit einem Triebwagen der DSF in den Bahnpark Brugg zur Aufarbeitung überführt. Die Vereinsmitglieder der Dampfgruppe Zürich und zugewandte Helfer verwandelten die Lok in wenigen Wochen zu einem betriebsfähigen Schmuckstück – eine sensationelle Leistung, welche nur dank der herrvoragenden Konservierung durch das Feldschlösschen im Jahr 1997 und einem eingespieltem Team möglich war.


Mit der Feldschlösschen E 2/2 5666 "Chnurrli" wurden am Anlass „150 Jahre Turgi – Koblenz – Waldshut “ zahlreiche Führerstandfahrten durchgeführt, welche bei zahlreichen Gästen grosse Begeisterung auslösten und meist Stunden zuvor ausgebucht waren.

Doch jedes Fest geht einmal zu Ende und so auch das Feuer der Krauss-Lok. Für immer?

Für den Verein Dampfgruppe Zürich war klar, diese schöne Lok darf nicht noch einmal auf den Sockel. Mit Hilfe von Urs Berger, Gruppe SCC-Containercars des DSF, und den Verantwortlichen der Feldschlösschen Getränke AG wurde eine Lösung gefunden, die Lok in der alten Lokremise der Brauerei einzustellen. Das Problem dabei ist, dass die alte Lokremise im Zuge von Gleisrückbauten nicht mehr an das Schienennetz angeschlossen ist. Das “Chnurli” wird nun jeweils mit einem alten Strassen-Rollschemel System Kullmeier von der Remise auf ein noch angeschlossenes Gleis und wieder zurück gezügelt. Damit hat das “Chnurli” einen geschützten Standplatz und darf ab und zu, unter der Regie des Vereins Dampfgruppe Zürich, an ausgesuchten Anlässen teilnehmen.

 

Quelle Text und Bilder "Verein Dampfgruppe Zürich"

Museumsgleis

1997 wurde sie zusammen mit dem ältesten Bierwagen der Schweiz auf dem Museumsgleis vor dem Schalanderplatz positioniert.

Wieder auf die Schiene zurück...

am 6.Juli 2009 wurde die Lok für eine neue Inbetriebnahme wieder auf die Geleise gesetzt.



Im Lokdepot Koblenz