Die Löwenbräu ist geschichtlich aus der Firma «Wald-Feldbach» hervorgegangen. Die Firma «Wald-Feldbach» wurde 1890 unter der Führung des Zürcher Bankiers Kugler-Borsinger mit einem Aktienkapital
von 1,2 Mio. Franken gegründet. Sie ging aus der Fusion von der «Brauerei Felsenkeller» bei Wald ZH und der «Brauerei Feldbach» in Hombrechtikon hervor. Der Besitzer (Otto Oberholzer) der
«Brauerei Felsenkeller» trat zurück und der Besitzer der «Brauerei Feldbach» (Wilhelm Funk) wurde Direktor. Die Firma hatte kurz nach der Gründung mit Personalproblemen zu kämpfen. Der bisher
erfolgreiche Depotleiter in Zürich der «Brauerei Felsenkeller» wechselte zur «Brauerei Hürlimann» und wurde dort kaufmännischer Leiter per 1. Mai 1891. Auch sein Bruder, der das Depot der
«Brauerei Felsenkeller» in Winterthur führte, wechselte zur «Brauerei Hürlimann». Mit beiden verlor die neu gegründete Firma gleich zu Beginn einen Kundenstamm. Ebenso legte der Braumeister der
«Brauerei Felsenkeller» ebenfalls im Jahr 1891 seine Arbeit nieder.
Der Betrieb der «Brauerei Feldbach» wurde 1892 eingestellt und die Produktion des Biers für die Kunden in Feldbach musste die «Brauerei Felsenkeller» übernehmen. 1896 wurde Joseph Boesch mit der
Geschäftsleitung betraut und der ehemalige Direktor Wilhelm Funk seit Gründung der Fusionsfirma trat zurück. Am 30. Januar 1897 wurde entschieden, eine neue Brauerei im Industriequartier in
Zürich zu eröffnen und änderte den Namen der Firma «Wald-Feldbach» in «Aktien-Brauerei Zürich». Die Produktion begann im März 1898 noch vor der kompletten Fertigstellung der neuen Betriebstätte
mit Gleisanschluss im Sommer 1898. Die Liegenschaften in Wald ZH und Feldbach wurden in die neugegründete Tochter «Aktien-Brauerei Wald» überführt.
1899 wurde in der Erwartung eines grösseren Bierabsatz aufgrund der Weltausstellung in Paris 1900 die Eismaschine vergrössert. 1908 wurde die Flaschenabfüllanlage in einen neugebauten Anbau
verlegt. 1911 produzierte die neue Brauerei in Zürich bereits 76'000 Hektoliter Bier. Da die Bilanz seines Schaffens als Direktor nicht nur positiv war, wechselte Joseph Boesch am 1. Juli 1913
von der Direktion in den Verwaltungsrat. Die Firma hatte zu viele Immobilien, was zu einem grösseren Problem anwuchs. Am 1. Februar 1914 verliess Joseph Boesch den Verwaltungsrat und starb fünf
Jahre später am 18. Juli 1919. Im Juni 1916 wurde J. Grossmann alleiniger Direktor und musste die Probleme des Unternehmens lösen. Er konnte in den folgenden Jahren die Kundschaften einiger
Brauereien übernehmen, ohne aber die Immobilien. So übernahm die Aktienbrauerei 1915 die Kundschaft der früheren «Gütsch-Brauerei» in Luzern und 1916 die Kundschaft der «Brauerei zum
Schweizerhaus» in Wil. 1917 wurde die bisher mit Dampfkraftanlagen betriebene Brauerei elektrifiziert.
In den Kriegsjahren des Ersten Weltkriegs ging die gesamte Produktionsmenge aller in der Aktienbrauerei angeschlossenen Brauereien um 26 Prozent zurück. Eine Konsolidierung der Produktionsstätten
zwang sich auf. Betroffen waren das Unternehmen «Wald-Feldbach», die «Brauerei Horber» in Zürich, die «Brauerei Schönthal» in Winterthur, die Brauerei «Leopold Haas» in Zürich, die «Brauerei
Nürensdorf», die «Brauerei Gambrinus» in Zürich und die «Brauerei Bavaria» in Zürich. Am 1. Juli 1918 fusionierte das Unternehmen mit der «Aktien-Brauerei» in Wil. Ebenso konnte die
Aktienbrauerei Zürich die Kundschaften der «Brauerei Seefeld» in Zürich, «Brauerei Uhler» in St. Gallen, «Brauerei Gütsch» in Luzern, «Brauerei Wanner» in Wil, «Brauerei Wirthensohn» in Wattwil,
«Brauerei zur Hoffnung» in Lichtensteig und die «Brauerei Stein» im Kanton Appenzell übernehmen. Somit gingen schliesslich fünfzehn Brauerein in die Aktienbrauerei Zürich auf.
1920 wurde die Trebertrockenanlage ersetzt und Reparaturwerkstätten eingerichtet. 1920 und 1921 wurde die Kühlanlage umgebaut. Der Bierabsatz betrug im Geschäftsjahr 1920/1921 etwa 47'000
Hektoliter.[1] Nach der Übernahme der Kleinbrauerei Löwenbräu in Dietikon im Jahr 1925 änderte die Firma den Namen in Löwenbräu Zürich AG. 1930 betrug die produzierte Menge 121'000 Hektoliter
Bier. Die Kriegsjahre führten zu einem Rückgang der Produktionsmenge und erst Ende der 1960er Jahre konnte die Firma einen neuen Produktionshöchststand von 150'000 Hektoliter erreichen. Um die
Kapazität zu erhöhen, nahm sie 1973 einen Neubau mit einem Maschinen- und Sudhaus, Büros und Kantine in Betrieb. 1979 begab sich die Löwenbräu auf den amerikanischen Markt und konnte 1982/1983
10'830 Hektoliter «Swiss Beer» in die USA exportieren.[2] 1984 wurde die Firma von Hürlimann gekauft und die Betriebsstätte 1986 geschlossen. Die Marken der Löwenbräu wurden noch eine Zeitlang
von der «Brauerei Hürlimann» weitergeführt.[3]
Sortiment
Die Brauerei produzierte in den 1980er Jahren zwei Lagerbiere «Löwenbräu hell» und «Löwenbräu dunkel» und ein Spezialbier «Löwengold». Als Spezialitäten wurden Festbier, ein Starkbier «Doppelbock
dunkel», «Lions», das ausschliesslich exportierte Leichtbier «Swiss Beer» hell und dunkel sowie das alkoholfreie Bier «Libero» hergestellt.[2]
Ausbau Löwenbräuareal
Das Löwenbräuareal mit dem denkmalgeschützten Gebäude, den Silos und dem Kamin der ehemaligen Brauerei wird von 2010 bis 2013 ausgebaut und erweitert. Das Areal wird Raum bieten für
Dienstleistungen, Wohnungen und kulturelle Nutzungen. Das ehemalige Brauereigebäude wird heute schon als Kunstgalerie, Museum (Migros Museum für Gegenwartskunst) und als Ausgangslokal
(Säulenhalle) genutzt. Das Projekt zur Erweiterung des Areal wurde bereits 1993 vom Gemeinderat genehmigt, aber lange Zeit auf Eis gelegt. 2003 entschied sich die neue Eigentümerin REG Real
Estate AG, das Projekt umzusetzen. Zu den denkmalgeschützten Altbauten kommen drei Neubauten hinzu. Es handelt sich um ein Wohnhochhaus, ein Bürogebäude und ein zusätzliches Gebäude, das für die
Kunstnutzung offensteht. Das eine flankierende Hochhaus wird eine rote Erscheinung haben und 38 Meter hoch sein. Das zentralere Hochhaus wird eine schwarze Fassade haben und 70 Meter hoch sein
und so über dem Areal herausragen. Aus den 32.000 Quadratmeter Gesamtnutzfläche werden gut 36 Prozent Wohnungen (56 Wohnungen insgesamt), knapp 32 Prozent Büroräumlichkeiten und Fläche für
kulturelle Nutzungen
Ein wunderbar restaurierter Saurer der Brauerei Löwenbräu, welcher heute im Privatbesitz ist.
Saurer 5 BLD von 1930
Aufnahme von 1925
Aufnahme von 1926
Anlieferung von neuen Brauereitanks durch die Aluminium Schweisswerke Schlieren im Jahr 1912
Aufnahmen von 1926
Geschichtlicher Hintergrund des Depot`s Wil
Die Wiler Aktienbrauerei
Mit einem Aktienkapital von einer Million Franken wurde 1889 die Aktienbrauerei Wil gegründet. Die Gesellschaft übernahm die von Karl Mayer neu erstellte Brauereianlage beim Bahnhof. Das Unternehmen kam jedoch trotz einer 1906 vorgenommenen Reorganisation nicht voran und geriet 1910 in Konkurs. Ein Konsortium übernahm den Weiterbetrieb und änderte die Firma in Wiler Aktienbrauerei ab. Die schlechten Geschäftsjahre während des Krieges, sowie die inzwischen spürbaren Konzentrationsbewegungen im Brauereigewerbe veranlassten die Geschäftsleitung, sich stärker an eine Grossbrauerei anzulehnen. 1918 erfolgte die Fusion mit der Löwenbräu Zürich, die gleichzeitig die Brauerei zum Schweizerhaus am Friedtalweg übernahm. In der Folge wurden die beiden Wiler Betriebe stillgelegt und am Bleicheplatz lediglich ein Depot eingerichtet.
ehemalige Brauerei Schweizerhaus, in Wil
Flaschenabfüllanlage im Depot Wil
Die Brauerei "Löwenbräu" am Bleicheplatz Die Brauerei Wanner zum "Schweizerhaus" am Friedtalweg erstellte 1900 einen Neubau auf der Bleichewiese. 1919 übernahm die Aktienbrauerei Zürich dann die Brauerei. Seit 1924, nun als Löwenbräu AG, Zürich, wurde das Gebäude auch als Depot genutzt. 1987, nach der Diskussion um die weitere Verwendung als "Kulturelles Zentrum", wurde das Gebäude abgebrochen.
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